Klopapier Alternative

Einbahnstraße Einwegprodukt

Welche Alternativen zu Einwegprodukten wie Klopapier, Taschentücher, Windeln oder Tampons gibt es?

Klopapier, Taschentücher, Slipeinlagen, Tampons, Windeln – alles Produkte des täglichen Bedarfs, die wir ständig neu kaufen müssen. Einmal benutzt – danach in den Müll. Und weil das alles so billig ist, stört es auch nicht besonders. Außerdem haben wir uns so daran gewöhnt, dass sie mittlerweile fast als alternativlos angesehen werden. Aber selbstverständlich gibt es Alternativen.

Klopapier

Zum Thema Klopapier habe ich letztens einen spannenden Artikel auf Utopia gelesen: Ein Leben ohne Toilettenpapier. Der Autor sucht nach Alternativen zum Wegwerf- bzw. Runterspül-Toilettenpapier und schlägt als Alternative einen Waschlappen für den Popo vor, der nach jedem Stuhlgang ausgewaschen wird. Die erste Reaktion ist schon: irgendwie eklig. Und: irgendwo hört’s aber auf! Oder? Aber kann es irgendwo aufhören? Und vor allem: muss es irgendwo aufhören?

Ich finde es wichtig zu hinterfragen. Gerade Dinge, die so selbstverständlich sind, dass man sich damit gar nicht mehr auseinandersetzt: Klopapier und Toilettenspülung, die jede Woche pro Person im Durchschnitt 150 Liter Wasser [1]bei 5 Spülungen am Tag mit jeweils 2x6Liter mit normaler Spülung und 3x3Liter mit Sparspülung und 1 Rolle Klopapier [2]Schätzwert verbrauchen. Pro Woche sind das für ganz Deutschland [3]ca. 80 Millionen Einwohner 12 Milliarden Liter Wasser und 80 Millionen Rollen Klopapier. Mit all diesem Klopapier könnte man 60mal die Erde umwickeln [4]ca. 30 Meter pro Rolle * 80.000.000, Erdumfang ca. 40.000 km und mit dem Wasser könnte man einen kleinen See [5]z.B. Altmühlsee (Stausee in Mittelfranken auffüllen. Wenn man das jetzt auf ein Jahr hochrechnet, oder eine Lebenszeit…

Aber was war eigentlich vor Klopapier und Wasserspülung? Man hat Blätter von Pflanzen, Lumpen, Schwämme, etc. verwendet, oder eben auch gar keine Hilfsmittel außer der bloßen Hand. In Asien ist letzteres auch heute noch üblich. In den Hockklosetts gibt es kein Toilettenpapier, dafür einen Eimer Wasser oder eine Brause. Mit der linken Hand wird der Popo gereinigt, deswegen gilt es als unhöflich, die linke Hand zu geben oder mit der linken Hand zu essen. Die Abwassersysteme sind nicht für Papier ausgelegt und verstopfen daher sehr schnell, wenn ein sorgloser Tourist sein Klopapier in die Toilette wirft. Es geht also auch ohne.

Im Blog Experiment Selbstversorgung hat Lisa ihre Idee gepostet: Klostoff. Einfach alte Lumpen zerschneiden und voilà: fertig ist der waschbare und wiederverwendbare Klostoff 😉 Eine Familie in den USA macht sich sogar die Mühe und näht ihr Klo“papier“ aus hübschem buntem Stoff selbst: ThePolivkaFamily.

Windeln

Aber wo wir gerade beim Thema sind: Windeln! Laut eltern.de werden 6000 Windeln für ein Kind benötigt, bis es selbständig aufs Töpfchen gehen kann. Diese Windeln bestehen zum größten Teil aus Plastik (z.B. Pampers) und natürlich wandern sie nicht in die Gelbe Tonne sondern in den Restmüll. Das Plastik geht also verloren für den Wertstoff-Kreislauf.
Menschen haben aber auch schon vor der Erfindung von Pampers Kinder bekommen und die Generationen vor uns haben eben einfach Baumwoll-Tücher verwendet. Wer sich umsieht, findet einen ganzen Blumenstrauß an Stoffwindel-Sorten. Naturwindeln.de listet viele Varianten auf und beschreibt, wie man diese benutzt.

Papiertaschentücher

So lange ist es übrigens auch noch nicht her, dass anstatt Papiertaschentücher Stofftaschentücher verwendet wurden. Ich kann mich noch daran erinnern, dass mein Papa eine ganze Schublade voll davon hatte. Stofftaschentücher kann man sich auf einfachste Weise selbst basteln. Einfach alten Stoff zerschneiden – wer’s haltbar und schick mag einmal drumrum nähen – und fertig ist das Taschentuch! Im direkten Klimabilanz-Vergleich mit dem Papiertaschentuch schneidet das Stofftaschentuch natürlich besser ab, trotz mehr Wasserverbrauch [6]Utopia: Papier- und Stofftaschentücher im Vergleich.

Tampons und Binden

Die Nachfrage nach natürlichen, gesunden und nachhaltigen Damenhygieneprodukten ist da. Und deshalb gibt es auch ein reichhaltiges Angebot. Vielleicht hat die eine oder andere schon von Menstruationstassen gehört, auch Mondtasse oder Menstruationsbecher genannt. Dieser Becher wird in die Scheide eingeführt und fängt das Blut bei der Monatsblutung auf. Aber auch für Binden und Slipeinlagen gibt es Alternativen aus gut verträglichem Bio-Baumwollstoff. Nach dem Auswaschen bei 60°C mit der normalen Maschinenwäsche sind diese wieder wie neu.

Was man jetzt aus dieser Zusammenstellung macht, muss jeder für sich entscheiden. Dem einen mag Stoff-Klopapier zu eklig sein, dafür kauft er sich Stofftaschentücher. Die andere hat kein Problem mit Stoffwindeln, dafür aber mit Stoffbinden. Jeder kleine Schritt in die richtige Richtung zählt. Vor allem aber ist es wichtig zu wissen, dass es Alternativen gibt, selbst wenn diese schon fast vergessen sind.

Fußnoten

Fußnoten
1 bei 5 Spülungen am Tag mit jeweils 2x6Liter mit normaler Spülung und 3x3Liter mit Sparspülung
2 Schätzwert
3 ca. 80 Millionen Einwohner
4 ca. 30 Meter pro Rolle * 80.000.000, Erdumfang ca. 40.000 km
5 z.B. Altmühlsee (Stausee in Mittelfranken
6 Utopia: Papier- und Stofftaschentücher im Vergleich

6 Meinungen zu “Einbahnstraße Einwegprodukt

  1. ich kann auch ein Menstruationsschwämmchen empfehlen. Einfach bei jedem Toilettengang auswaschen. Mit kaltem Wasser. Und am Ende eine Nacht in Essigwasser schwimmen lassen. Dann trocknen .Fertig für den nächsten Monat.Keine Plastik . Natürlich gewachsender Schwamm. gibt es beim Frauenzentrum im Berlin zu bestellen.

  2. Ich beschäftige mich nun seit über einem Jahr mit dem Stofftaschentuch und bin seitdem ehrlich gesagt sehr verwundert, wie so ein nützlicher und praktischer Gegenstand wie das Stofftaschentuch in Vergessenheit geraten konnte. Das kann man nur auf gutes Marketing der „Gegenseite“ (den Papiertaschentuchherstellern) zurückführen.
    Habe letztens bei ebay ein bis dato ungeöffnetes Papiertaschentuch-Päckchen aus den 1930er Jahren eines bekannten Herstellers gesehen – selbst da wurde schon damit geworben, dass man es mit einem Papiertaschentuch ja einfacher hat die abertausenden Keime und Bakterien nach dem Naseputzen zu entsorgen. Das funktioniert ja anscheinend bis heute noch gut.

  3. Also wenn ich im Altenheim sehe welch eingestuhlten Handtücher und Waschlappen wieder gewaschen und verwendet werden…muss ja auch gehen…

  4. Eine schöne Zusammenstellung, Stofftaschentücher & Menstasse waren bisher die leichtesten in der Umsetzung und haben auch Vorteile für die Haut. Interessant finde ich deine Infos zu Asien – scheint ja auch zu gehen!
    Viele Grüße,
    Marlene

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