schenken statt verkaufen

Givebox, Umsonstladen, Foodsharing – all das baut auf das Prinzip: Schenken statt verkaufen, nehmen statt kaufen. Im Gegensatz zu den Tafeln wenden sich diese Konzepte an alle Menschen, nicht nur an Bedürftige.

Alles, was wir kaufen, wird mit großem Arbeitsaufwand, Energie und Wasser hergestellt. Bei vielen Produkten, die wir kaufen, haben bei der Herstellung Menschen, Tiere und/oder die Umwelt gelitten: Kinder, die Baumwolle oder Kakaobohnen ernten; Mädchen, die in Textilfabriken bei schlechter Luft 12 Stunden am Tag zu einem Mindestlohn nähen und sich trotzdem nicht einmal ein Dach über dem Kopf leisten können [1]Weiterführender Link: Zeit Online: Die Modelüge; Schweine, die mehrere Monate auf engstem Raum eingepfercht werden, die bei vollem Bewusstsein kastriert werden, denen der Schwanz abgeschnitten wird und die dann nach stundenlanger Fahrt vor den Augen ihrer Artgenossen getötet werden [2]Weiterführender Link: Albert-Schweitzer-Stiftung: Info zur Schweinemast; Bäume des Regenwaldes, die für den Sojabohnenanbau für die Tierzucht oder für Weidefläche für Rinder abgeholzt werden [3]Weiterführender Link: Fragen und Antworten zu Massentierhaltung und Soja.

Das ist der Preis, der gezahlt wird: für den billigen Konsum von Kleidung, Smartphones, Schokolade, Kaffee, Fleisch, Milch, Eiern, usw. Wir zahlen diesen Preis nicht, wir zahlen nur Geld für diese Dinge. Und wenn sie uns nicht mehr gefallen oder sie nicht mehr so gut funktionieren oder nicht mehr perfekt aussehen, dann werfen wir [4]„Wir“ pauschalisiert hier natürlich; ich bemühe mich – vermutlich wie Du auch – genau das nicht zu tun sie weg. Und damit treten wir die Arbeit, den Schweiß, das Blut derjenigen mit Füßen, die für diese Produkte geschuftet haben, die dafür gelitten haben oder gestorben sind.

Giveboxen und Umsonstläden sind Initiativen, die daran etwas ändern wollen. Sie bieten eine Plattform für alles, was nicht mehr erwünscht ist. Sei es das Besteck, das durch ein neues ausgetauscht wurde. Oder das Geburtstagsgeschenk, das nicht ganz so gut ankam, wie gedacht. Oder die DVD, die schon 5mal angesehen wurde. Oder das Parfum, das nach dem Kauf auf einmal doch nicht mehr so gut riecht. Oder das Kleid, das aus der Mode gekommen ist. Oder oder oder.
Das Angebot in den Umsonstläden ist – wie der Name schon sagt – gratis für alle. In Anspruch nehmen das Angebot vor allem Bedürftige, jedoch ist tatsächlich jeder, egal wie alt, egal wie wohlhabend, egal welche Nationalität, eingeladen, sich im Umsonstladen zu bedienen. Im Gegensatz zu karitativen Einrichtungen sind Umsonstläden nicht allein sozial engagiert, sondern vor allem politisch – d.h. konsumkritisch und nachhaltig – motiviert. Der Wunsch nach unendlichem Wachstum auf einer endlichen Welt mit endlichen Ressourcen wird mittlerweile häufiger kritisch betrachtet. Umsonstläden tragen nicht zum Wirtschaftswachstum bei, im Gegenteil, aber sie bieten eine Alternative, wie man ohne Verzicht leben kann ohne die Ressourcen der Erde auszubeuten.

In vielen Umsonstläden gibt es die Regel, dass nur 3 Dinge mitgenommen werden dürfen. Grund dafür ist, dass die Kunden sich gut überlegen sollen, was sie tatsächlich brauchen und nicht wahllos alles einstecken, was entfernt nützlich erscheint. Denn gerade, wenn man etwas umsonst oder sehr günstig bekommt, ist die Gefahr groß, dass der Wert und der Respekt, den man für das Produkt empfindet, abnimmt. Im Idealfall kann so ein Umsonstladen funktionieren wie ein kleiner Laden, wo Hartz IV-Empfänger, Asylbewerber, Top Manager und Künstler aufeinander treffen. Da Umsonstläden allerdings häufig als karitative Einrichtungen gesehen werden, sieht die Realität etwas anders aus. Gut verdienende Bürger sehen sich eher als Geber, denn als Nehmer, und haben Hemmungen im Umsonstladen etwas mitzunehmen, während Bedürftige ein Anrecht auf die ausgestellte Ware empfinden und schon lange vor Öffnung anstehen, um die besten Produkte zu ergattern.
In diesem Städten gibt es einen Umsonstladen: Umsonstladen Liste

Giveboxen sind die kleinen Schwestern vom Umsonstladen. Meist als begehbare Schränke konstruiert, sind sie häufig bunt bemalt und laden zum Stöbern ein. Es gibt zwei Regeln: Verkaufe nichts, was du aus der Givebox mitgenommen hast. Und: Wenn nach 2 Wochen niemand mitgenommen hat, was du in der Givebox hinterlegt hast, nimm es wieder mit. Jeder kann eine Givebox bauen, die Voraussetzung ist nur, dass die Stadt es erlaubt.
In diesen Städten gibt es bereits eine Givebox: Givebox Liste.

Über Foodsharing habe ich schon öfter geschrieben. Hier werden selbstverständlich keine alten und kaputten und ungenießbaren Lebensmittel verschenkt, sondern Lebensmittel, die zuviel gekauft wurden, die jemandem nicht schmecken oder die von Supermärkten aussortiert werden, weil sie nicht perfekt aussehen. Foodsharing kooperiert in Berlin mit der Bio Company, wo hunderte Freiwillige die Lebensmittel abholen, die die Bio Company nicht mehr verkaufen kann. Diese Lebensmittel werden dann verteilt. Die Foodsharing Gruppe in Berlin hat dazu Schränke und Kühlschränke öffentlich aufgestellt, wo jeder sich etwas nehmen kann, egal ob arm oder reich. Auch in vielen anderen Städten, wie Hamburg, Mainz und München funktionieren die Kooperationen mit den Märkten schon sehr gut. Und auch in Nürnberg [5]auf Facebook: Foodsharing Nürnberg läuft das Projekt Foodsharing jetzt langsam an. Bleibt dran!

Fußnoten

Fußnoten
1 Weiterführender Link: Zeit Online: Die Modelüge
2 Weiterführender Link: Albert-Schweitzer-Stiftung: Info zur Schweinemast
3 Weiterführender Link: Fragen und Antworten zu Massentierhaltung und Soja
4 „Wir“ pauschalisiert hier natürlich; ich bemühe mich – vermutlich wie Du auch – genau das nicht zu tun
5 auf Facebook: Foodsharing Nürnberg

6 Meinungen zu “Schenken statt verkaufen

  1. Bei mir in der Nähe hat jemand organisiert, dass Edeka die aussortierten Lebensmittel zum Mitnehmen auf die Straße stellt. Ich bin regelmäßig entsetzt, wie viel Fleisch (und auch andere Sachen) da weggeschmissen werden! =/ Insofern sind solche Einrichtungen echt wichtig!

    Flohmärkte gehören für mich auch dazu, denn auch bei denen geht es ja darum, gebrauchte Sachen weiter zu benutzen, nur, dass die Verkäufer dabei eben versuchen, noch ein paar Euro verdienen. 🙂

    1. Ja, der ursprüngliche Flohmarkt-Gedanke war wahrscheinlich schon, alten Dinge nochmal einen neuen Nutzen zu geben. Bei großen Flohmärkten merkt man mittleweile aber leider schon einen sehr starken kommerziellen Einfluss. Mir gefällt an Umsonstladen und Givebox, dass weder der Schenker, noch der Beschenkte etwas zahlen muss und dass es auch nicht viel Mühe kostet.

  2. Bei Flohmärkten hängt es stark davon ab wer ihn organisiert – Flohmärkte die nur alle halbes Jahr stattfinden und am besten noch von Leuten organisiert werden die nicht am Gewinn interessiert sind lohnen sich meist allemal, diejenigen Märkte die jede Woche von derselben Firma kreuz und quer über die Region verteilt werden kann man hingegen meist sparen.

    In Fellbach steht mittlerweile auch eine GiveBox (vor der Christuskirche, Gerhart-Hauptmann-Straße 35).
    Hab da schon einiges verschenkt und auch schon was gefunden, und nett plaudern ist gelegentlich auch noch dabei. Da verzicht ich gern auf die 10,- die man gff. noch per ihh-Bäh bekommen hätte 😉

    Zeitungen/Internetseiten wie „Sperrmüll“ bzw. „Flohmarkt“ gibt es auch noch, lohnt sich mittlerweile aber eher nur für größere Sachen.

    1. Habe mittlerweile auch in Nürnberg eine Givebox gefunden, die heißt „Hin- und Weg-Regal“ und steht im Mehrgenerationenhaus Schweinau – Schweinauer Hauptstraße 31.
      Ich finde, das verschenken „lohnt“ sich schon deswegen, weil man sich keine Gedanken darum machen muss, was das nun Wert sein könnte und man das Ganze nicht verpacken und zur Post bringen muss.

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